Werths ‚Betriebsausflug’ zum Schafhof

Isabell Werth hat ihr Team zusammengerufen und macht einen ‚Betriebsausflug‘. Das Ziel: das vierte Schafhofs Dressurfestival in Kronberg. Mit dabei sind Lisa Müller und Trainer Götz Brinkmann, Victoria Max-Theurer und Stefan Lehfellner und acht Pferde. „Ich bin hier schon gut beschäftigt“, lacht Werth. „Entweder sitze ich selbst auf dem Pferd oder ich trainiere einen der anderen.“

Zum Auftakt hat die siebenmalige Olympiasiegerin die neunjährige Skovens Tzarina gesattelt. Die hochelegante Dänen-Stute steht im Besitz von Victoria Max-Theurer, seit knapp eineinhalb Jahren wird sie von Werth ausgebildet und in den Turniersport eingeführt. Das hat auf dem Schafhof schon mal gut geklappt: Sieg im Prix St. Georges, im Preis der Taunus Sparkasse, mit 75,098 Prozent, vor ihrer olympischen Teamkollegin Dorothee Schneider, die mit Dante’s Hit und 73,725 Prozent auf Platz zwei gelandet ist. „Die Stute ist fantastisch“, ist Isabell Werth begeistert. „Sie hat herausragende Qualität und sehr viel Geist. Das war ihr erster internationaler St. Georg. Das Ziel ist jetzt, dass sie entspannt durch die Prüfung läuft und sich auf internationalen Turnieren akklimatisiert.“ Reizvoll sei auch der Gedanke gewesen, zwei Wochen zuvor mit ihr in Aachen an den Start zu gehen, aber… „das war mir für die Stute noch zu früh. Ich habe bewusst den Schafhof ausgewählt, weil ich hier weiß, dass wir optimale Bedingungen vorfinden und eine ruhige Atmosphäre haben. So kann sich die Stute an Turnieratmosphäre gewöhnen, ohne gestresst zu werden.“

Außerdem hat Werth die neunjährige Deneuve für den Louisdor-Preis und den ebenfalls neunjährigen Joshua zum Training mitgebracht. „Deneuve ist ein sehr fleißiges, motiviertes Pferd mit einer sehr starken Piaff-Passage-Tour“, freut sich Isabell Werth. Die Stute gehört einer japanischen Dressurreiterin. „Akiko ist im Moment in Japan und ich nehme die Stute auf ein paar Turniere mit, damit Akiko sie Ende des Jahres übernehmen kann.“ Auf diesem Weg passt der Louisdor-Preis auf dem Schafhof perfekt ins Konzept. Und wenn Isabell Werth Nachwuchshoffnung Joshua trainiert, sieht man am Rande des Schafhof-Vierecks voll konzentriert Götz Brinkmann stehen. Er ist langjähriger Trainer von Lisa Müller und hat seit neuestem ein Auge beim Training auf Isabell Werth. „Für Monica (Theodorescu, die Bundestrainerin) ist es auf den Turnieren manchmal schwierig, allen gerecht zu werden“, erklärt Werth. „Deshalb habe ich Götz gebeten, mir ein bisschen zu helfen. Wir kennen uns über Lisa schon viele Jahre und haben schon eng miteinander gearbeitet. Wir sind total auf einer Wellenlänge.“

Als Trainerin betreut Isabell Werth während der Schafhof-Tage‚ Vicky‘ Max-Theurer, die mit Birkhof’s Topas in der Vier-Sterne-Tour startet, ebenso wie ihr Lebensgefährte Stefan Lehfellner mit Deliza. Außerdem Lisa Müller, die Ehefrau von Fußballstar Thomas Müller, die gleich mit drei Pferden auf dem Schafhof angereist ist. „Topas hat sich sehr gefestigt und ging zwei sehr schöne Runden beim letzten Turnier in Achleiten. Vicky trainiert zu Hause mit Stefan, genauso wie Lisa mit Götz trainiert. Mein Hauptjob hier vor Ort ist, den Reitern Ruhe und Sicherheit zu geben. Ich will hier nichts durcheinanderbringen und sagen ‚Jetzt machen wir das so oder so‘. Hier geht es um Sicherheit und Feinabstimmung und dann kann ich vielleicht ein paar neue Anstöße für die Heimarbeit geben.“ Auch Deliza von Stefan habe sich in den letzten Monaten sehr schön gefestigt. „Das ist eine nicht ganz einfache, kapriziöse Stute“, erklärt Werth, „aber sie entwickelt sich sehr gut. Ich bin gespannt, wie sie sich hier auf dem Schafhof präsentieren wird.“

Mit zwei achtjährigen Pferden wird Lisa Müller im Louisdor-Preis in Kronberg antreten: Gut Wettlkam’s Mondrian und Gut Wettlkam’s Raffinesse. „Beide sind schon sehr weit für ihr Alter und sehr gereift. Da ist mein Job eher, Lisa etwas zu bremsen, damit sie nicht schon auf Grand Prix-Ebene losreiten will“, schmunzelt Werth. „Mit den beiden wollen wir hier weiter Sicherheit und Ruhe reinkriegen.“ In der Großen Tour wird Lisa Müller außerdem den Dressurpferde-Weltmeister D’Avie satteln. „Das ist ein ganz tolles Pferd und die beiden hatten in diesem Jahr schon tolle Ergebnisse. Das müssen wir jetzt noch weiter auf dem Turnier zusammenbringen.“

Der Schafhof ist nicht nur ein perfektes Ziel für den ‚Werth’schen Betriebsausflug’, hier trifft die Grande Dame des Dressursports auch auf jede Menge Erinnerungen. „Jedes Mal, wenn ich zum Schafhof fahre, gehen mir 30 Jahre durch den Kopf. Hier haben wir uns früher zu den Trainingslagern getroffen und es ist großartig, dass mit den Turnieren diese Dressursport-Tradition hier wieder so aufgelebt ist. Wenn ich über Bad Camberg hier runtergefahren komme, dann sehe ich den Schafhof hier liegen – dann lebt ein Stück Tradition in mir auf.“
(KiK/pe&pa)