Gold und Silber für deutsche Children
Erste EM-Medaille für die Türkei
Die Einzelmedaillen bei den FEI Children Europameisterschaften Dressur, dem Preis der HKM Sports Equipment GmbH, sind vergeben. Marie Bernhard (Iggingen/BAW) und der elfjährige Franziskus-Sohn For Rock sind Europameister der Children in der Dressur. Mit einem neuen persönlichen Bestergebnis von 83,195 Prozent setzte sich das Paar an die Spitze der 18 Finalisten. Silber ging an die 13-jährige Therese Billig (Taucha/SAC) auf Faro Shen. Und auch die Beiden konnte heute auf dem Schafhof ein neues ‚personal best‘ mit 80,797 Prozent verbuchen. Die erste Medaille für die Türkei bei Children-Europameisterschaften überhaupt nahm Lal Mira Gürgen in Empfang: Bronze in der Einzelwertung mit 79,364 Prozent. Die 14-jährige Lal saß im Sattel des erst siebenjährigen KWPN-Wallachs Lowland v. Bordeaux.
Marie Bernhard kommt aus einer pferdeaffinen Familie. Vater Alfred leitet den familieneigenen Betrieb Schönhardter Pferdehof im baden-württembergischen Iggingen, Mutter Yvonne bildet ebenfalls Pferde und Reiter aus und sie war es, die fünfjährig For Rock entdeckt und ihn bis zur schweren Klasse ausgebildet hat. Eigentlich wollte Marie mit ihrer Stute Kiandra bei der Sichtung für die Europameisterschaften an den Start, aber Kiandra fiel gesundheitlich bedingt aus. Kurzerhand setzte sich Marie freitags erstmals in den Sattel von For Rock und ritt sich direkt am folgenden Wochenende ins EM-Team. „Rocky ist einfach so ein tolles Pferd, das kann man nicht in Worte fassen“, strahlt die Europameisterin. „Er kämpft immer für einen, das ist wirklich der Wahnsinn. Ich hätte niemals erwartet, dass es so gut funktioniert und wir so weit kommen.“ Und mit breitem Grinsen fügt die Goldgekürte hinzu: „Mama weiß auch schon, dass sie ihn leider nicht mehr wieder bekommt.“ (lacht).
Mindestens genauso überrascht, nach Teamgold nun auch noch Einzelsilber gewonnen zu haben, ist Therese. Zehn Tage zuvor stand sie noch auf der Reserveliste für die Europameisterschaft und rutschte erst am Freitag vor Euro-Beginn ins Team. „Dass ich jetzt Vize-Europameisterin bin, kann ich gar nicht so ganz glauben. Ich freu mich unheimlich über diesen Erfolg. Faro muss man vor und in der Prüfung immer etwas motivieren, aber das ist mir heute gut gelungen. Wahnsinn.“ Auch Thereses Heimtrainerin Kathrin Müller strahlte: „Therese ist an allen Tagen wirklich toll geritten, das sind aber alle Kinder. Ich muss wirklich sagen, Respekt und Hochachtung.“
Lal lebt in der Türkei und trainiert in den Niederlanden bei Trainerin Lina Uzunhasan. In den Ferien, an manchen Wochenenden, praktisch jede freie Minute, reist Lal zu ihrem Pferd, um zu trainieren. „Sie macht wirklich einen tollen Job das ganze Jahr“, lobt Uzunhasan. „Wir sind mit dem Ziel hierher gekommen, unter die Top 18 zu kommen, aber es war noch viel besser als das. Um ganz ehrlich zu sein: Mit dem Teamtest waren wir noch zufriedener als heute mit der Einzelaufgabe, aber Lal und ihr Pferd wachsen immer mehr zusammen. Wir sind einfach glücklich. Lal ist die einzige Reiterin für die Türkei hier am Start, das macht uns natürlich stolz.“ Lal reitet seit ihrer Kindheit: „Ich habe mit sechs Jahren in einem Ponyclub in der Türkei mit dem Reiten angefangen, ich fand Pferde einfach immer schon toll. Nachdem ich zu einem anderen Club gewechselt bin und dort auch mein erstes Pferd gekauft habe, hat mich der Vater von Lina entdeckt.“ Das war der Beginn ihrer Erfolgsreise.
Vivianne Mercker (München/BAY) und die erst siebenjährige Djamalla, die sowohl in der Vorbereitungsprüfung als auch im Teamtest das jeweils beste Ergebnis aller EM-Teilnehmer abgeliefert hatten, hatten heute etwas Pech. In der Galopp-Tour unterliefen dem Paar zwei teure Fehler, so dass die Beiden am Ende auf dem vierten Platz landeten.
Offizielle Worte – in dreifacher Funktion
„Als Vertreter der FN bin ich überwältigt von dem Erfolg der deutschen Reiter. Aber wir haben durch die Bank weg tolles Reiten gesehen. Es ist wirklich fantastisch zu beobachten, wie sich der Sport in dieser Altersklasse in den letzten zehn Jahren entwickelt hat“, erklärte Sönke Lauterbach, der gleich in dreifacher Funktion vor Ort war – als Generalsekretär der Deutschen Reiterlichen Vereinigung (FN), aber ebenso als Vertreter der Internationalen Reiterlichen Vereinigung (FEI) und der Europäischen Reiterlichen Vereinigung (EEF). „Ich bin wirklich gespannt, wie das Ganze in ein oder zwei Jahren aussehen wird. Außerdem ist es einfach toll, dass wir heute eine Reiterin aus der Türkei auf dem Podium haben, was ja im Reitsport doch relativ selten vorkommt. Das ist toll für die Entwicklung des Sportes in ganz Europa.“ Auf der anderen Seite wolle er die erstklassige Organisation dieses Turniers hervorheben. „Es ist unglaublich, was hier erschaffen wurde. Die Bedingungen für Reiter, Pferde, Pfleger und Fans sind einfach hervorragend, das geht nicht besser.“
Turnierchef Matthias Alexander Rath freute sich über das dicke Lob und erklärte: „Wir haben natürlich versucht, die allerbesten Bedingungen für Pferd und Reiter zu schaffen. Aber es war uns auch einfach ein großes Vergnügen, die verschiedenen Reiter und Nationen hier willkommen heißen zu dürfen. Toll, dass heute mit der Türkei wieder eine weitere Nation eine Medaille gewonnen hat. Zehn verschiedene Nationen im Finale der Children, das allein spricht für eine wirkliche Europameisterschaft.“
„Den schönsten Job der Welt“
Pony-Bundestrainerin Caroline Roost, die bei den Europameisterschaften in Kronberg Bundestrainer Hans-Heinrich Meyer zu Strohen unterstützt, zog nach zweimal Teamgold, drei Einzelmedaillen bei den Junioren und zwei Einzelmedaillen bei den Children – die Junioren-Kür steht noch aus – ein persönliches Fazit: „Ich bin überwältigt und ergriffen. Unser Herz geht jeden Morgen auf und wir sind einfach so dankbar dafür, dass wir hier so tolle Familien haben und so tolle Kinder, die das mitmachen und ermöglichen, diesen weiten Weg zu gehen. Die diese Mühe auf sich nehmen. Ich habe wirklich den schönsten Job der Welt.“
(KiK/pe&pa)